CDU-Sieg, Corona-Ende, Pleitewelle

Prognosen für 2021 – die doch ganz anders kamen

Besonders schwer sind Ereignisse vorherzusagen, die in der Zukunft stattfinden. Das ist eine allgemein anerkannte Erkenntnis. Dennoch unternehmen professionelle und halbprofessionelle Unternehmen und Einzelpersonen immer wieder den Versuch der Weissagung. Gerne zum Jahreswechsel. Das kann auch schiefgehen. Business Beast liefert den etwas anderen Jahresrückblick. Zwölf Prognosen, doch alles kam anders.

1. Deutschland kommt raus aus der Pandemie

 „Mit Start der Impfkampagne am 27. Dezember letzten Jahres sind wir jetzt auf dem Weg raus aus der Pandemie“, so Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am 13. Januar. „Schritt für Schritt kommen wir dahin, dass wir unser Leben nicht mehr von der Pandemie kontrollieren lassen, sondern wir die Pandemie zu kontrollieren lernen.“ 2020 bedeutete durch Corona viele schreckliche Nachrichten. 2021 wird ein Jahr auch guter Nachrichten sein können… „Wir haben für dieses Jahr ein klares Ziel: die Rückgewinnung unserer gesundheitlichen Sicherheit und unserer gesellschaftlichen Freiheit.“

7-Tage Inzidenz damals nach leisem Beginn von Impfungen deutschlandweit 141. Auf Intensivstationen lagen 5.726 Personen und in den Landkreisen Meißen (594) und Vogtlandkreis (885) lagen die Inzidenzspitzenwerte über 500. Insgesamt wurden 12.690 Fälle registriert.

Das Bild Ende November und am Ende des „Jahres der guten Nachrichten“: Die deutschlandweite Inzidenz ist mit über 450 mehr als doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn. Mit knapp 45.000 Fällen wurden am 30. November etwa viermal so viele Erkrankte wie im Januar registriert. In 35 Landkreisen liegt die Inzidenz bei über 1000, Spitzenreiter: Sächsische Schweiz/Osterzgebirge mit 2.133,8.

Auf Intensivstationen liegen trotz Impfens 4.635 Personen. Die kraft-, mut- und hilflose, lange zögerliche Politik macht das Impfen nun vorerst für bestimmte Berufsgruppen zur Pflicht. Auch das Wort Lockdown macht schon wieder die Runde. Alles viel zu spät. Das Jahr der guten Nachrichten ist ein einziges Desaster. Deutschland steckt tiefer in der Pandemie als zu Jahresbeginn.

2. CDU gewinnt die Bundestagswahlen

CDU/CSU im Glückstaumel. Die Frage, wer künftig die Kanzlerschaft ausüben wird, stellte sich im Januar für sie überhaupt nicht. Alle Institute sagten bei der Sonntagsfrage Werte zwischen 36 und 37 Prozent voraus. Offen war für die Union nur, mit wem künftig regiert wird? Den aufwärtsstrebenden Grünen (20 Prozent) oder weiter in der GroKo mit der SPD (15 Prozent)?

Das Resultat im September bei der Bundestagswahl als Konsequenz aus falschem Kandidaten, fehlendem Programm und Hochmut ist bekannt. Der Absturz auf 26,8 Prozent und der Gang auf die harten Bänke der Opposition. Und das daraus resultierende, unverhofft gekommene Glückslos für die SPD (28 Prozent).

3. Die Grünen kommen klar über 20 Prozent

Die Grünen konnten zum Jahresbeginn vor lauter Kraft kaum gehen. Die Union zerfleischte sich gegenseitig und die Erfolge in den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg stimmten die Partei zuversichtlich für die Bundestagswahlen im September. Es wurde bereits über eine Grüne Kanzlerin Baerbock gesprochen.

Die damalige Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt prognostizierte den Grünen ein Ergebnis von „klar über 20 Prozent“. Das war freilich noch vor Baerbocks „Buch-Affäre“ und der Aufhübschung ihres Lebenslaufs. Höhenflug jäh gestoppt. Am Ende des Wahltages am 26. September standen die Grünen bei 14,8 Prozent – deutlich unter dem prognostizierten Wert von mehr als 20 Prozent. Hochmut kommt vor dem Fall.

4. CureVac-liefert im 2. Quartal

Auf das Tübinger Biotechunternehmen CureVac setzte die Bundesregierung im Kampf gegen Corona all ihre Hoffnungen und Bestellungen. Sie beteiligte sich über die KfW mit rund 16 Prozent (300 Millionen Euro) an dem Unternehmen. Und orderte fürs Erste mindestens 60 Millionen Dosen. Lieferung für das 2. Quartal vorhergesagt.

Der Rückschlag im Juni. Der mRNA-Impfstoff wirkte nur bei 48 Prozent der Patienten. Die Bundesregierung stand ohne ausreichend Impfstoffverträge da. Die CureVac-Aktie, im Dezember 2020 noch bei rund 120 Euro notiert, stürzte ab (Stand November 36 EUR.). Im Oktober das endgültige Aus. CureVac stellte die Arbeit an dem Covid-19-Impfstoffkandidaten der ersten Generation ein. Auch die Zusammenarbeit mit dem Bayer-Konzern.

Jetzt ruhen alle Hoffnungen auf dem Vakzin der zweiten Generation, einem Nachfolgepräparat, das gemeinsam mit dem britischen Pharmaunternehmen Glaxo Smith Kline entwickelt wird.

5. Über 40 Medaillen bei Olympia in Tokio

40 bis 45 Medaillen – das war das intern angepeilte Ziel des deutschen Olympiateams für die Spiele in Tokio. Bei den zurückliegenden in Rio 2016 gab es 42 und Rang fünf in der Nationenwertung.

Die deprimierende Wirklichkeit: Mit dem größten finanziellen Aufwand aller Zeiten (Sportförderung 293 Millionen Euro) folgte in Japan eine krachende Bauchlandung. 37 Medaillen (davon allein schon dreimal Gold und einmal Silber durch die Reiter), Rang neun – die schlechteste Bilanz seit der deutschen Einheit. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Krisenmodus und Personalstreit.

6. Der BER wird von den Berlinern gut angenommen

Besonders für Deutschlands Hauptstädter ging das Jahr 2020 mit einem zeithistorischen Ereignis zu Ende. Nach etlichen Baukatastrophen und Personalwechseln eröffnete der Flughafen Berlin Brandenburg seine Pforten. Der BER ließ verlautbaren: „Im Probebetrieb hat sich gezeigt: Der neue Flughafen wurde trotz seiner Vorgeschichte gut angenommen! Das lag auch an der gelungenen Vorbereitung zur Inbetriebnahme.

Doch ein knappes Jahr später die Gewissheit: Eine Stadt hasst ihren Flughafen. Verplant, verbaut, verpennt. Wer im vergangenen Jahr Berlins Tor zur Welt benutze, den plagten ewige Fußmärsche und eine stundenlange Anfahrt. Von denen, die den Schildern folgten, sollen einige bis heute als vermisst gelten. Landende Gäste begrüßt Berlin oft mit einem strammen Fußmarsch übers Rollfeld. Tegel wird schmerzlich vermisst.

Ein unerwarteter Nebeneffekt: Es mehren sich Berichte von Reisenden, die nunmehr lieber mit der Bahn ans Ziel gelangen, nur um den Flughafen nach Möglichkeit zu meiden. Damit ist offiziell: Der BER ist Berlins unbeliebtester Brandenburger.

7. Pleitewelle in 2021

Mit Beginn der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland wurde die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt und Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld oder Corona-Hilfen eingeführt. Diese Maßnahmen verhinderten eine Pleitewelle in der Deutschen Wirtschaft 2020. Für 2021 prognostizierte das Institut der deutschen Wirtschaft aber gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von 42 Prozent auf 23.250 Pleiten. Im Mai dieses Jahres endeten diese Hilfen.

Das Ergebnis: Entgegen der Unkenrufe blieb die Pleitewelle aus, lag mit 15,8 Prozent gegenüber 2020 (18,7) deutlich darunter. Für das IW-Institut und dem Kreditversicherer Atradius und Euler Hermes aber wurden die Pleiten nur verschoben. Mit Auslaufen der Hilfen in 2022 wird sich das wahre Ausmaß wohl erst noch zeigen. Aber das ist schon wieder eine Prognose…

8. Unsere Wahlen sind sicher

Die Sicherheit der Wahlen ist in Deutschland gewährleistet. Trotz Desinformationskampagnen und Hackerangriffen. Darin waren sich der Bundeswahlleiter Günter Thiel und der Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, einig. Technisch wurde aufgerüstet, Hauptgrund aber: Der Wahlprozess und auch die Auszählung der Stimmen finden analog statt. „Das endgültige Wahlergebnis basiert auf den schriftlichen Wahlniederschriften der einzelnen Wahlorgane. Eine Manipulation ist nach meiner Auffassung nicht möglich“, so Thiel. Diese Rechnung wurde ohne Berlin gemacht.

Denn die Wirklichkeit in Berlin gleicht der in einer Bananenrepublik! Die Berlin-Wahl am 26. September mit gleichzeitig stattfindenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus, Bundestag und Volksentscheid ist eine Reihung von Pleiten, Pech und Pannen. Zu wenig Stimmzettel, schlecht geschulte Wahlhelfer, Berlin-Marathon, keine oder falsche Erststimmzettel, Schätzung von Stimmverhalten, Stimmenabgabe nach 18:00 und der Veröffentlichung der Hochrechnungen!

Berlin ist nach dem BER-Chaos wieder zum Gespött geworden. Und keiner wollte die Schuld übernehmen. Ein Übeltäter war dann doch gefunden: Eine Druckerei sei schuld an all dem Schlamassel… Gegen die Ergebnisse bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus hat die Senatsverwaltung für Inneres und Sport Einspruch beim Berliner Verfassungsgerichtshof eingelegt.

Der Fokus auf Bedrohungen aus dem digitalen Raum und die Vernachlässigung von menschlichen und organisatorischen Fehlern macht deutlich, dass auch im analogen Raum Gefahren für freie Wahlen und die Demokratie lauern.

9. Schalke 04 im Europacup

Personell gut aufgestellt ging der ewige „Meister der Herzen“ Schalke 04 in die Fußball-Bundesliga-Saison 2020/21. Das klar kommunizierte Ziel: Wir wollen einen Europapokal-Startplatz. Zum Jahreswechsel nach saisonübergreifend 30 sieglosen Spielen war nur noch vom Vermeiden des Abstiegs die Rede.

Das Resultat ist bekannt: Vier Trainer in der Saison verbraucht, rund 270 Millionen Schulden angehäuft und mit 16 Punkten aus 34 Spielen als Tabellenletzter (Mitabsteiger Bremen kam auf 31 Punkte!) in Liga zwei abgestürzt. Wo man auf den einst „unabsteigbaren“ HSV trifft, der nun schon in der vierten Spielzeit versucht, wieder ins Oberhaus zurückzukehren.

10. Riesiges Steuerloch in der Staatskasse

Steuerschätzer prognostizierten für 2021 aufgrund des Lockdowns in Herbst und Winter 2020 ein großes Steuerloch in der Staatskasse. Die Realität: Die derzeit steigende Inflation und das leicht erholte Wirtschaftswachstum sorgen für erhöhte Steuereinnahmen. Laut Handelsblatt kann der Fiskus für 2021 mit Mehreinnahmen in Höhe von 29 Milliarden Euro rechnen.

11. Ende des Jahres wieder Konzerte in Hallen

Der Chef der deutschen Veranstaltungsagentur Eventim, Klaus-Peter Schulenberg, prognostizierte, dass ab dem 4. Quartal dieses Jahres wieder mit Konzerten in Hallen zu rechnen sei. Die Wirklichkeit: Aufgrund der derzeitigen explodierenden Coronainzidenzen, der Schließung erster Weihnachtsmärkte und der Absagen vieler Konzerte kann davon ausgegangen werden, dass im Winter bis auf wenige Ausnahmen keine größeren Konzerte in Hallen stattfinden werden. Bitter für Künstler, Fans und Veranstalter.

12. Trump mit Hirntrauma, Attentat auf Putin

Die 1996 verstorbene blinde Hellseherin Baba Vanga aus Mazedonien soll den Anschlag auf das World Trade Center 2001 und den Tsunami in Fukushima vorhergesagt haben. Für 2021 steht auf ihrer Liste wilder Theorien und Weissagungen (Treffergenauigkeit 85 Prozent!), dass Ex-USA-Präsident Donald Trump an Taubheit erkrankt und ein Hirntrauma erleidet. Und auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin soll ein Attentat verübt werden. Stand Anfang Dezember: Beide erfreuen sich bester Gesundheit. Aber das Jahr ist ja noch nicht rum….

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