Soziale Medien lassen uns weltweit kommunizieren. Auf Facebook stalken wir Menschen, die uns egal sind. Auf Instagram täuscht sich die Menschheit selbst. TikTok ist digitale Gehirnschmelze. Mit Paypal bezahlen wir das Ganze. Den Rest der Zeit flüchten wir in virtuelle Welten auf unseren Videospielkonsolen und bingen uns mit Serien ins Koma. Alles ist möglich – mit der richtigen Sammlung von Apps, Webseiten und Computerprogrammen. Wie geht das weiter?
15 Millionen Spiele auf einen Klick
Wahrscheinlich ein virtueller Raum, der alles liefert: Vernetzung, Musik, Filme, Spiele. Einige Plattformen gehen heute schon in diese Richtung. Beispielsweise die Plattform Roblox. Die amerikanische Roblox Corporation stellte das Portal bereits im Jahr 2006 online, durch die Covid-19-Pandemie scheint das Angebot richtig populär zu werden.
Roblox – eine Zusammensetzung aus den englischen Wörtern „Robots“ und „Blocks“ – ist ein kostenloses Online-Universum. Benutzer können sich das Programm herunterladen und dann auf 15 Millionen verschiedene Spiele zugreifen. Die meisten Spiele erstellen die Nutzer selbst. Durch das benutzerfreundliche Programmierungstool „Roblox Studio“ können sie Spiele bauen, die dann im Roblox-Universum verfügbar sind.
Im Spiel, das ein wenig aussieht wie Lego, können Nutzer miteinander chatten und interagieren wie bei WhatsApp oder Telegram. Laut Roblox-Entwickler Craig Donato geht es vor allem darum, „Menschen, die du kennst, zu treffen und Erfahrungen zu teilen“. Also wie in den sozialen Netzwerken. Die Spieler treffen sich virtuell– in Zeiten einer globalen Pandemie sicher von Vorteil.
Alle Kinder lieben Roblox
Spieler können nicht nur programmieren und miteinander interagieren. Sie können in Supermärkten und Kiosken und natürlich auch online die Währung „Robux“ kaufen. Mit Robux kauft man sich Zugang zu besonderen Spielen, sichert sich Vorteile und stattet seinen virtuellen Avatar mit Kleidung und Accessoires aus. Jeden Tag werden bis zu 1,2 Millionen US-Dollar auf der Plattform ausgegeben.
Wer meint, es handle sich bei so einem virtuellen Leben um ein bloßes Nischenprodukt, liegt falsch. Fast 165 Millionen aktive Spieler konnte Roblox allein im August 2020 verzeichnen. Es zog sogar an Gaming-Riesen wie Minecraft oder dem Survival-Game Fortnite vorbei. Fast die Hälfte der 9- bis 12-Jährigen in Amerika sind auf der Plattform unterwegs. Einige verdienen hier richtig Geld.
Entwickler werden abgezockt
Programmierer erhalten bei sehr beliebten Spielen Anteile der Einnahmen in der virtuellen Währung. 60 Millionen US-Dollar hat Roblox bereits an die Hobby-Entwickler ausgeschüttet. Bei einem Umsatz im zweiten Quartal 2021 von etwa 450 Millionen US-Dollar ist das zu verkraften.
Während Umsatz- und Nutzerzahlen stetig steigen, häuft sich aber auch Kritik an der Plattform. Sexuelle Inhalte und Gewalt sind auf der Plattform weit verbreitet. Der Kontrollverlust fiel auf, als vor einigen Wochen über Roblox-Nutzer berichtet wurde, die Amokläufe im Spiel nachstellten. Auch Mobbingfälle und persönliche Angriffe über die Plattform kommen vor.
Neueste Untersuchungen legen ausbeuterische Geschäftspraktiken beim Roblox-Macher nahe. Im Gegensatz zu anderen Plattformen wie Steam oder Epic Games erhalten Programmierer bei Roblox nur circa 24 Prozent der Einnahmen für ihre Spiele, bei den anderen Anbietern können es hingegen bis zu 90 Prozent sein. Vor der ersten Auszahlung muss sich zudem erst ein Mindestbetrag von etwa 100.000 Robux (1000 US-Dollar) ansammeln. Ein Abo muss man auch noch abschließen.
Geld um den Erdball verschieben
Die Zukunft sieht ungefähr so aus: Ein Entwickler gibt eine Plattform und mehr oder weniger Regeln vor, die Nutzer liefern den Inhalt, gestalten ihre Onlinewelt aber auch zunehmend autonom. Kostenfrei für jedermann erreichbar. Aber mit ausreichend Anreizen, Geld für eine bessere Experience in die Hand zu nehmen. Gaming, soziales Netzwerk – alles zusammen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis man mit Robux bequem Geld um den Erdball verschieben kann, Roblox Debit-Karten ausgibt, Cloudspeicherplätze anbietet und Filme und Musik streamt.