Wer mit dem Wolf tanzt

Kennen Sie Ihren Wolfs-Beauftragten? Sollten Sie. Schon morgen könnte ein „auffälliger“ Wolf (so nennt man einen Wolf, der sich immer wieder in die Nähe von Menschen, Hunden oder Nutztieren begibt), einen „Riss“ in ihrer Nähe begehen. Und sollte die Schmusekatze ihrer Kinder oder Großmutters Dackel dem Wildtier zum Opfer fallen, wäre das Verhältnis zwischen Wolf und Mensch wohl nachhaltig gestört. Unser Autor untersucht, was in der Bundesrepublik alles für den Wolf getan wird.

Wolfsmanager im Einsatz

Dem haben Bund und Länder zum Glück vorgebaut. Die „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“ ist täglich mit „Wolfsmanagement“ beschäftigt, während sich in allen 16 Bundesländern sogenannte „Wolfsmanager“ ebenfalls um das Wohl des Canis Lupus sorgen. Selbst in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ist der öffentliche Dienst beim „Umgang mit auffälligen Wölfen“, dem „Umgang mit Hybriden“, „Schadensbegutachtung“, „Ausgleichszahlungen“, „Totfunduntersuchungen“ und „SCALP-Kriterien“ (was auch immer damit gemeint sein mag) unermüdlich im Einsatz.

Damit die Bremer Bau-, Verkehrs- und Umweltsenatorin stets auf dem Laufenden ist, arbeiten ihr selbstverständlich Wolfsmanager und ein Wolfs-Monitor zu. Angesichts der von Cis-Männern und Rechtspopulisten ständig geschürten Antipathie gegen Wolf und Wölfin betreibt das Bundesland Hessen gemäß „Hessischem Wolfsmanagementplan“ vom 30. April 2021 eine „Wolfshotline“ samt E-Mail-Adresse: wolf@umwelt.hessen.de. Rheinland-Pfalz unterhält eine „Großkarnivoren-Hotline“.

Um Wolfsrudel rund um Dresden und Leipzig kümmern sich das „Kontaktbüro Wölfe in Sachsen“ und das „LUPUS Institut für Wolfsmonitoring“. Sollten auffällige Wölfe in Magdeburg oder Leuna gar an Sonn- und Feiertagen Wurstimbisse oder Dönerbuden heimsuchen, hat die Regierung von Sachsen-Anhalt in kluger Prophylaxe eine „Notfallhandynummer zur Meldung von Nutztierrissvorfällen und von tot oder verletzt aufgefundenen Wölfen außerhalb der regulären Dienstzeiten“ eingerichtet.

Analysen im Verdachtsfall

Um die Wölfe trotz dutzender wöchentlicher Schafs- und Rehrisse nicht fälschlich der Täterschaft zu bezichtigen, werden alle Verdachtsfälle von Analysebeauftragten untersucht. Insofern steht auch amtlich fest, dass die jüngsten Nutztierrisse in Köln und Bottrop dem Wolf zuzuschreiben sind. Der Landwirtschaftsminister in Potsdam warb jüngst mit der Stellenanzeige: „Traumberuf Wolfsbeauftragter. Das Land Brandenburg, in dem bereits 22 Wolfsrudel heimisch sind, sucht nun sogar gleich zwei Wolfsbeauftragte, die den etwa 100 Wölfen im Lande das Leben erleichtern und das Schafstöten erschweren sollen.“

Durchaus Menschliches weiß übrigens der Dresdner Wolfs-Beauftragte Sebastian Schmidt zu berichten: „Wölfe sind sehr tolerant. Alles, was sie brauchen, ist ihre Ruhe.“ Selbst die Jamaika-Regierung in Kiel ist zu der Ansicht gelangt, dass „Wolfsbetreuung“ einen höheren politischen Stellenwert hat als der Schutz der Schafherden, welche seit Jahrhunderten zur Standfestigkeit der Nordseedeiche ihren Beitrag leisten. Weniger enthusiastisch gibt sich das CSU-regierte Bayernland, wo sich einzig und allein Manfred Wölfl vom Landesamt für Umwelt um „Koordinierung und Monitoring“ der heimischen Wölfe sorgt.  

Botschafter im Namen des Wolfs 

Konsens unter Wolfsbeauftragten ist die Tatsache, dass Dieselabgase dem Lebensraum der Wölfe abträglich sind. Gut 300 ehrenamtliche Lupus-Freunde haben sich ihnen bereits zugesellt. Sie unterstützen das NABU-Projekt „Willkommen Wolf“ und tragen den Ehrentitel „Wolfsbotschafter“. Nach Angabe des NABU sind Neu-Anmeldungen für dieses Amt bedauerlicherweise nicht mehr möglich, da es bereits in den meisten Landkreisen Deutschlands einen Wolfsbotschafter gibt. Helfen kann dennoch jeder.

 „Werden Sie Wolfs-Pate- und machen Sie Deutschland zur sicheren Heimat der Wölfe“, umwirbt uns der NABU.
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