Wer schwitzt, der fliegt!

Frage: Was würde mit einem Unternehmen passieren, in das über Jahrzehnte Jahr für Jahr immer mehr Millionen gepumpt werden, die Ergebnisse aber ständig sinken? Antwort: Der Laden wäre pleite und würde geschlossen werden.

Genau in dieser Situation ist der deutsche Sport. Er ist längst ein Fall für den Insolvenzverwalter! Zwischen 2017 und 2021 stiegen die Zuwendungen um 74 Prozent – von 125 auf 293 Millionen Euro. Im Entwurf des Bundeshaushaltes für 2022 sind sogar 314 Millionen vorgesehen. Steuergelder. Die Medaillenbilanz aber befindet sich seit 1992 im Sturzflug. Tiefpunkt Tokio in diesem Jahr. Rangierte Deutschland 1992 mit insgesamt 82 Medaillen im Nationenranking noch hinter Russland und den USA auf Rang drei, hat sich die Medaillenzahl mit 37 in Tokio nahezu halbiert. Rang neun.

Sport ist systemrelevant

Doch den Sport kann man nicht einfach schließen. Er ist ein Lebensbedürfnis. In 88.134 Vereinen sind 27.838.830 Mitglieder im Deutschen Olympischen Sportbund aktiv. Acht Millionen Ehrenamtliche halten den Breitensport mit großem Engagement am Laufen. Gefördert mit Geldern der Kommunen und Länder.

Der Sport ist zudem ein starker Wirtschaftsfaktor. Mit 70 Mrd. Euro trägt er zum Bruttoinlandprodukt bei (2,3 % am BIP). Rund 1,3 Millionen Arbeitsplätze sind direkt mit dem Sport verbunden. Für den sportbezogenen Konsum geben deutsche Haushalte jährlich 70 Mrd. Euro aus. Jährlich werden Sportprodukte und Dienstleistungen im Wert von 120 Mrd. Euro erbracht. Das alles kann man nicht einfach dichtmachen!

Streit ist schon in Sicht

Mehr Hansi Flick wagen! Darin sehen viele einen Weg aus der Misere. Alte Zöpfe abschneiden, auf junge frische Ideen bauen wie der neue Fußball-Nationaltrainer. Der Bund fordert klar, über eine umfassende Reform ab 2024 wieder deutlich mehr Medaillen bei Olympia, WM, Para-Spielen. Doch wie soll das gehen? Mit neuen Konzepten, die noch im Druck zerredet werden? Schon streiten Sportfachverbände darüber, wer der Schönste im Lande ist – und das meiste Geld erhält. Tischtennis, Leichtathletik, Basketball, Bogenschießen?

Funktionäre aller Couleur rüsten mit Tricks und Netzwerken zum Verteidigen ihrer Positionen. Der Winzer und Ex-DFB Präsident Franz Keller resümierte über die Praktiken im weltgrößten Einzelsportverband, dem DFB (7 Millionen Mitglieder), dass jeder, der von außen kommt und was verändern will, weggemobbt wird.

Malochen muss wieder cool sein

Wie im normalen Leben. Der Sport ist die Widerspiegelung der Gesellschaft. In der Wettbewerbsfähigkeit ist unsere Wirtschaft auf Rang 17 unter 21 gefallen, in der Digitalisierung 17 unter den G20. In der Innovationskraft auf Platz neun. Wie der Sport bei Olympia. Rang zwölf ist das deutsche Gold!

Malochen gilt als uncool – es lebe die Work-Life-Balance! Es ist Partyzeit. Wer schwitzt, wird entlassen – Spaß muss sein! Sportunterricht wird oft als Erstes gestrichen, Schwimmen wird immer weniger gelehrt. Wen wundert es, dass Medaillen ausblieben. Talente werden nicht zielgerichtet gesucht und gefördert. Zu Wohlstand kommen idealistische Leistungssportmalocher auch nicht.

Das Durchschnittseinkommen eines Elitesportlers beträgt 1.556 EUR. In diesem Umfeld darf es also nicht wundern, dass nur wenige bereit sind, sich zum Ruhme der Nation zu schinden. Es sei denn, sie haben Migrationshintergrund und erwerben sich so die anderswo ausbleibende Anerkennung.

Goldene Zeiten sind lange her

„Wir sind jetzt schon die Nummer eins in der Welt. Wir werden über Jahre hinaus nicht zu besiegen sein. Das tut mir leid für den Rest der Welt“ – das prognostizierte nach dem WM-Sieg 1990 Franz Beckenbauer. Auch Kaiser können sich irren. Im Fußball und im olympischen Sport.

Als die Mitgift des DDR-Sports verbraucht, verschleudert und vergrault war, ging es abwärts. Schläfrig, einfalls- und führungslos steht der DOSB dar. Es braucht jetzt den Mut zur konsequenten Leistungsorientierung. Zur Eliteförderung, zur Absage an die Mittelmäßigkeit und den Durchschnitt. Erfolg braucht effiziente Strukturen, Fleiß, Anstrengung. Im Leben, in der Wirtschaft, im Sport.

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