So verlockend sind die Sterne

Jeff Bezos macht es, Richard Branson macht es, Elon Musk auch. Funkeln die Sterne so verlockend – oder das Geld?

Elon Musk: 163 Milliarden Dollar, Tesla, SpaceX, USA.

Jeff Bezos: 205 Milliarden Dollar, Amazon, Blue Origin, USA.

Richard Branson: 4,9 Milliarden Dollar, Virgin Atlantic, Virgin Galactic, Großbritannien.

Eine ganze Generation erinnert sich noch an das Jahr 1957, als der Mischlingshund Laika in einer russischen Sputnik-2 zum ersten Lebewesen im All wurde. Missionen wie diese, die tragisch mit Laikas leidvollem Tod endete, sind Geschichte. Vor rund zwanzig Jahren kaufte sich Millionär Dennis Tito für knappe 20 Millionen Dollar erstmalig eine Reise zur International Space Station (ISS) auf einer russischen Soyuz Rakete. Zwei Jahrzehnte später sehen wir Live-Aufnahmen von den Multi-Milliardären Jeff Bezos und Richard Branson, wie sie den Startschuss für den kommerziellen Weltraumtourismus geben.

Startschuss für das Weltraum-Business

Früher war es die amerikanische NASA und die russische Roskosmos, heute beherrschen private Firmen wie SpaceX, Blue Origin oder Virgin Galactic den Weltraum. Die Kommerzialisierung des Weltraums ist in vollem Gange. Die NASA bezieht sogar seit Anfang diesen Jahres Raketen bei Elon Musks Unternehmen SpaceX. Der Vertrag umfasst 2,9 Milliarden US-Dollar.

Weltraumtourismus ist das neue Schlagwort. Virgin Galactic (Branson) und Bezos Blue Origin bieten suborbitale Flüge an, also etwa 80-100 km hoch hinaus und dann zurück. Elon Musk will orbitale Flüge (in die Erdlaufbahn) mit Aufenthalt auf der ISS für seine Kunden anbieten. Bezos hält sich bei Fragen des Preises und der Planung noch zurück, Branson rechnet damit, nach einigen Tests im nächsten Jahr Weltraumflüge kommerziell anzubieten und gibt seinem Vorhaben mit etwa 200.000 bis 250.000 US-Dollar pro Ticket ein konkretes Preisschild.

Trotz der Versteigerung eines Tickets für einen Testflug für rund 28 Millionen US-Dollar schätzen Vorhersagen Bezos Unternehmung mit ähnlichen Preisen von einer viertel Million ein. Musk kündigte für sein mehrtägiges Angebot den etwa 220-fach so teuren Preis von 55 Millionen US-Dollar pro Ticket an. Finanzexperten rechnen mit etwa 2,4 Millionen möglichen Kunden für die Branche. Sie besitzen die finanziellen Ressourcen, um sich Flüge der Branson-Preisklasse zu leisten. Wer bei Musks Flügen mitfliegen kann, ist noch nicht klar. Der Finanzsektor rechnet mit Umsätzen von bis zu drei Milliarden US-Dollar bis 2030.

Internet überall, jederzeit

Trotz gewaltiger Medienpräsenz werden nicht einmal zwei Prozent der Umsätze der gesamten Weltraumwirtschaft aus dem Tourismus stammen. Der große Player ist die Satelliten-Industrie mit etwa 271 Milliarden US-Dollar Umsätzen im Jahr 2020. Das sind rund 74 Prozent des Umsatzes der Weltraumwirtschaft. Etwa 9000 Satelliten wurden bisher ins All gebracht, 5000 davon sind noch aktiv, der Rest irrt als Weltraumschrott um die Erde.

Rund die Hälfte der Umsätze bezieht sich auf mit Satelliten ermöglichte Leistungen wie beispielsweise Telekommunikation, Fernsehen oder Radio. Damit schalten sich auch hier wieder Elon Musk und Ex-Amazon-CEO Jeff Bezos ein. Musks Unternehmen Starlink sowie Newcomer Kuiper von Bezos sind die prominentesten Vorhaben. Beide haben es sich zum Ziel gesetzt, mithilfe von Satelliten ein weltweites Breitbandnetz mit globalem Internetzugang anzubieten. Musk plant dafür 42.000 Satelliten in den Weltraum zu befördern, bisher sind es 1.800. Der schon verfügbare Dienst hat mit einem einmaligen Preis für Hardware von 499 US-Dollar und zusätzlichen 99 US-Dollar im Monat bereits 10.000 Nutzer. Bezos Unternehmen Kuiper zielt darauf ab etwa 3.200 Satelliten in den Weltraum zu schicken.

Weltraumbeobachter und Astronomen kritisieren die reflektierenden Satelliten und die Gefahr von Kollisionen. Menschen in ländlich entlegenen Gebieten sowie die millionenstarke Gaming-Community begrüßen den revolutionären Wandel. Marktforschungsunternehmen ABI-Research rechnet mit einem starken Wachstum der Industrie und vermutet bis 2026 über fünf Millionen Nutzer solcher Dienste und Umsätzen von bis zu vier Milliarden US-Dollar.

Die nächsten Ziele der Branche stehen fest: Bis 2026 will Musk auf dem Mars gelandet sein. Bezos bis 2024 auf dem Mond. 

Bild von NASA auf Unsplash.com

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